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Heinz-Hubert Cloeren

Mit dem Geologenhammer fing alles an

Mit 8 Jahren wünschte er sich einen Geologenhammer.

Als Referent, Gastredner, Werkstoffhistoriker, Buchautor und Gründer von Cloeren Technology ist der Name Heinz-Hubert Cloeren heute zu einem Begriff auf dem Gebiet der Materialographie geworden. Seine ständige Neugier an Verfahren zur Erkundung von Materialien und sein Wissen, gepaart mit seinen vielen Ideen, mündeten 2004 in der Gründung eines eigenen Unternehmens.
Mit Erfolg: Bis heute ist Cloeren Technology kontinuierlich gewachsen. Und vieles ist noch in der Pipeline. So wie weitere Entwicklungen zur Unterstützung vieler materialographischer Vorgänge.

Sein Standardwerk "Materialographische Präparationstechniken" hilft heute vielen Anwendern bei ihrer zielgerichteten Arbeit.

Heute beschäftigt Cloeren Technology 24 Mitarbeiter am Standort Wegberg. Weltweit vertreiben 10 Vertretungen das Produktsortiment von Cloeren Technology.

2021 - im Interview mit der Praktischen Metallographie

Heinz-Hubert Cloeren ins Editorial Board der Praktischen Metallographie berufen

Wie sind Sie zur Metallographie gekommen?

Sehr früh zeigte sich mein spezielles Interesse an Naturwissenschaften und mein Kinderzimmer glich einem Chemielabor. Mein Hobby war das Sammeln von Mineralien und Fossilien. Ich war fasziniert von der Vielfalt der verschiedenen Formen und Farben und ich beschäftigte mich mit den Erdzeitaltern, aus denen die Fossilien stammten. Schnell kannte ich mich gut damit aus, so dass ich bestimmen konnte, wie alt die Fossilien waren und aus welchem Zeitalter sie stammten. Meine Eltern gaben mir die Möglichkeit, mich mit diesem Hobby zu befassen. In den Urlauben in der Eifel fuhr ich mit meinem Vater regelmäßig stillgelegte Bergwerke an, um auf den Abraumhalden nach Mineralien zu suchen oder ich suchte nach Fossilien. Mittlerweile habe ich eine Sammlung nach 50 Jahren Sammeltätigkeit von über 32.000 Exemplaren. Meine Mutter hatte als Kind auch Fossilien gesammelt, die leider in den Kriegsjahren verloren gingen.

Mit 16 Jahren bekam ich einen Ferienjob in einem Werkstoffprüflabor bei einem Stahlwerk in unserer Nähe. Dort kam ich direkt mit der klassischen Metallographie in Berührung. Ich war begeistert und die Mitarbeiter sahen, dass ich sehr großes Interesse an der Werkstoffprüfung hatte. So machte man mir direkt ein Angebot für eine Ausbildungsstelle zum Werkstoffprüfer (Physik). Da brauchte ich nicht lange zu überlegen und ließ mich dort zum Werkstoffprüfer ausbilden.

Was würden Sie als Ihren größten beruflichen Erfolg bezeichnen?

Als meinen größten beruflichen Erfolg erachte ich, dass ich mich selbständig gemacht habe und mein erlangtes Fachwissen heute voll und ganz einbringen kann. Aber nicht nur die eigene Firma profitiert von meinem Fachwissen und meinen Ideen, sondern ich kann auch viele kundenspezifische Probleme in der materialographischen Probenpräparation lösen. Einige geniale Erfindungen im Bereich der materialographischen Probenpräparation runden den Erfolg ab.

Was war Ihr aufregendstes berufliches Erlebnis?

Die Veröffentlichung meines ersten Fachbuchs, welches seit Jahren sehr geschätzt wird bei der materialographischen Probenpräparation. Mir war besonders wichtig, ein Werk zu schaffen, welches als vielseitiges Nachschlagewerk genutzt werden kann und in dem mein Fachwissen über meinen Tod hinaus erhalten bleibt. Ich konnte mein Wissen besonders aus dem Bereich der optimalen materialographischen Probenpräparation mit zahlreichen Bildern aus über 30 Jahren Erfahrung zusammenstellen und sehr verständlich dem Laien wie auch Fachleuten näher bringen.

Was war Ihr schönstes Präparationsergebnis?

Eine sehr komplizierte metallographische Präparation war die Untersuchung eines Bronzebeckens aus der Zeit 7. Jahrhunderts v.Chr. aus Gordion (Türkei). Die zur Verfügung gestellte Probe war aus dem oberen Rand des Bronzebeckens und sollte so präpariert werden, dass man keine Spuren einer metallographischen Präparation nach der Untersuchung erkennt. Die Probengeometrie war nicht gleichmäßig und es konnte nicht direkt mit einem Schliff der obere Rand (Wulst) und die Wandung präpariert werden. Ich habe die Probe zuerst mit der Seite eingebettet, um den oberen Rand (Wulst) zu untersuchen, dann wurde die Probe wieder ausgebettet und wieder so eingebettet, dass die Wandung untersucht werden konnte. Die größte Herausforderung war, ein Einbettmittel zu finden, welches sich ohne Veränderung der Probenoberfläche entfernen lässt, denn die kleine Probe sollte wieder in das Bronzebecken eingearbeitet werden, ohne dass eine Veränderung zu erkennen ist. Diese Präparation zeigte sehr interessante Gefügestrukturen über den gesamten Querschnitt. Deutlich waren die Bearbeitungsspuren, sprich Hammerschläge, die bei der Herstellung des Bronzebeckens nötig waren, durch die Kaltverfestigung im Grundgefüge zu erkennen. Auf der Oberfläche des Bronzebeckens hat sich im Laufe der Jahrhunderte eine Patina gebildet, die bei der lichtmikroskopischen Betrachtung im Hell- bzw. Dunkelfeld sehr schöne Strukturen zeigte. Das Schönste an diesem Präparationsergebnis war die Sichtbarmachung der Bearbeitungsspuren nach hunderten von Jahren. Die Probe ist erfolgreich ins Bronzebecken eingearbeitet worden und kann im Deutschen Museum in Berlin bewundert werden.

Wie würden Sie eine/n Schüler/in dazu motivieren, sich für das Gebiet der Metallographie zu entscheiden?

Wo sehen Sie weiteres Entwicklungspotenzial in der Ausbildung?

Am besten gelingt die Motivation über ein Praktikum. Wenn wir Praktikanten bei uns in der Firma haben, die erfahren möchten, was Werkstoffprüfung und Metallographie überhaupt ist, dann sind diese meist begeistert und oft zu 100 % davon überzeugt, diesen Berufsweg zu wählen. Ich bin immer wieder glücklich, wenn jemand von meiner Tätigkeit positiv überzeugt wurde und sich für diesen Berufszweig entscheidet. Die enorme Vielfältigkeit der Metallographie, die wir in unserem Labor bieten können, kommt bei allen Praktikanten sehr gut an. Wichtig ist, dass der Praktikant vom ersten Tag an direkt mit in die Welt der Metallographie einbezogen wird. Es sollte auch mehr in der Ausbildung über das Thema „Materialographische Probenpräparation“ gelehrt werden. Das ist für die spätere Arbeit in den Laboren ein ganz wichtiger Punkt, um möglichst artefaktfreie materialographische Probenpräparationen durchzuführen und das wahre Gefüge am Mikroskop zu erkennen.

Was würden Sie heute tun, wenn Sie nicht im Bereich der Metallographie arbeiten würden?

Wenn ich nicht im Bereich der Metallographie tätig wäre, dann könnte man mich im Bereich anderer Naturwissenschaften finden, wie z. B. als Geologe, Paläontologe oder Archäologe. Die Naturwissenschaft ist ein ständiger Begleiter seit meiner Kindheit und ich bin sehr froh, dass ich einen Beruf im Bereich der Metallographie erlernen konnte.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?

Meine Zukunftspläne sind weitere Veröffentlichungen, Fachbücher schreiben und Erfindungen bzw. Produktentwicklungen, die für die metallographische Probenpräparation sehr hilfreich sein werden.

Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Wenn es um Neuentwicklungen geht, lasse ich mich gerne von den vielfältigen Facetten der Natur inspirieren, wie z. B. Kristallformen, Fossilien, Tiere, Pflanzen und Naturformationen. Diese konnte ich vor allem auf vielen Reisen auf der ganzen Welt kennenlernen.

Was verbinden Sie mit der Zeitschrift Praktische Metallographie?

Im Jahr 1984 bin ich zum ersten Mal mit der Zeitschrift „Praktische Metallographie“ in Berührung gekommen. Es hat mich damals schon fasziniert, dass es viel Interessantes über Präparationen zu lesen gab. Ich habe jedes Mal mit Spannung die nächste Ausgabe erwartet und musste das Heft direkt durchblättern, vor allem auf der Suche nach Berichten über Präparationstechniken. Seit 1993 habe ich mich auf die metallographische Präparation zur Herstellung eines artefaktfreien Gefüges spezialisiert und konnte einiges dazu veröffentlichen, auch in der „Praktischen Metallographie“, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft möglich sein wird. Die „Praktische Metallographie“ ist auch immer ein Begleiter bei meinen Fachseminaren im Bereich der materialographischen Präparationstechniken. Die „Praktische Metallographie“ ist eine sehr wichtige Fachlektüre, die in keinem Metallographielabor fehlen darf; sie ist ein wertvoller praktischer Begleiter im Metallographiealltag.

Vielen Dank für das ausführliche Interview,

Frank Mücklich

Autor: Frank Mücklich, Herausgeber „Praktische Metallographie“, Ausgabe 58 (2021) 3